Im Rahmen des Seminars Gründungsmanagement im Web 2.0 referierte am Donnerstag, 22.10.2009, Dipl.-Geogr.  Dipl.-Kfm. Christian Hundt, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wirtschafts- und Kulturgeographie der Leibniz Universität Hannover tätig ist, zum Global Entrepreneurship Monitor (GEM) und zum GEM-Länderbericht Deutschland, an dem er als Autor mitwirkte. Damit eröffnete er die nun wöchentlich stattfindende Vortragsreihe am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover.

Der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) ist ein internationales Forschungsprojekt, das Ende der neunziger Jahre von der London Business School und dem Babson College (USA) initiiert wurde. Der Länderbericht Deutschland beleuchtet die Gründungsaktivitäten in der Bundesrepublik Deutschland und vergleicht die Ergebnisse mit denen der anderen 42 GEM-Mitgliedsstaaten.

Christian Hundt präsentierte zentrale Befunde aus dem Länderbericht 2008 und zeichnete ein aufschlussreiches Bild des Gründungsstandorts Deutschland.

Nachdem er eine Untergliederung von Unternehmern in Nascent Entrepreneurs (vor Markteintritt), Young Entrepreneurs (max. 3,5 Jahre am Markt) und Established Entrepreneurs (mind. 3,5 Jahre am Markt) vorgenommen hatte, skizzierte Hundt zentrale Charakteristika und Besonderheiten Deutschlands im internationalen Vergleich, die die Anzahl der Neugründungen in der Bundesrepublik eher negativ beeinflussen. Vor allem seien die Deutschen ängstlicher, pessimistischer und hätten weniger Zutrauen in ihre eigenen Fähigkeiten als Unternehmer gegenüber anderen Erwachsenen vergleichbarer Nationen. Ungeachtet der Popularität von Unternehmern werde die Option selbst ein Unternehmen zu gründen verstärkt nicht als erstrebenswert angesehen. Vielmehr würden die meisten Deutschen Beschäftigungen in großen und etablierten Unternehmen anstreben, um so ein möglichst großes Maß an beruflicher Sicherheit zu erlangen.  Auch deshalb sei die Anzahl der Total Early-Stage Entrepreneurs (Nascent Entrepreneurs und Young Entrepreneurs) im internationalen Vergleich eher gering. Hundt fasste zusammen, dass es in Deutschland insgesamt an einer „Kultur der Selbstständigkeit“ mangle.

Um ein genaueres Bild der Gründungslandschaft  zu zeichnen verglich er anschließend die verschiedenen Bundesländer und Regionen nach ihrer jeweiligen ESEA-Quote (Early-Stage Entrepreneurial Activity) über die Jahre 2000 bis 2008. Auffallend ist dabei ein starkes Ost-West Gefälle innerhalb der Bundesrepublik. So liegt in fast allen neuen Bundesländern (außer Brandenburg und Berlin) die ESEA-Quote unter 2 Prozent. Nur die Bundesländer Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Bayern können regelmäßig eine ESEA-Quote größer 6 Prozent verzeichnen und somit im globalen Wettbewerb als konkurrenzfähig angesehen werden.

Um auf Dauer für mehr Unternehmensgründungen in Deutschland zu sorgen, vertrat Hundt die Auffassung, dass es nicht ausreiche zielgruppenspezifische Förderprogramme, die in der Regel monetäre Transfers beinhalten, aufrecht zu erhalten und weiter zu etablieren. Vielmehr müsse der Freiheitsgrad der Marktwirtschaft erhöht und eine ganzheitliche Entrepreneurship-Politik etabliert werden, um den Umfang und die Qualität der Gründungsaktivitäten in Deutschland dauerhaft zu steigern.

Tobias Schäffer

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Gelungener Auftakt der Vortragsreihe Gründungsmanagement im Web 2.0: Christian Hundt präsentiert den Global Entrepreneurship Monitor

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